Um
was geht es:
Das
Schlimmste am Heiraten ist die Hochzeitsnacht. Zumindest für Edward
und Florence, 1962 im prüden England. Begierde und Befangenheit,
Anziehung und Angst sind miteinander im Widerstreit in der
Hochzeitssuite mit Blick aufs Meer. Die Nacht verändert das
Schicksal der Liebenden – für immer.
Meine
Meinung: (Achtung ich spoilere hier den Verlauf der Geschichte)
Ian
McEwan ist ein Autor, der es immer wieder schafft, dass seine Bücher
bei mir nachhallen. Nach dem Lesen denke ich oft noch lange nach,
lese einzelne Abschnitte immer wieder und diskutiere auch gerne mit
meinen Freunden über den Inhalt.
McEwan
schafft es hier aus etwas Alltäglichen wie die ersehnte
Hochzeitsnacht zwischen zwei Liebenden mehr zu machen, etwas was
anfangs gar nicht mal so klar ist.
Ich
fing an das Buch zu lesen und fand es mittelmäßig, die Charaktere
stellten sich an, überaus unbeholfen und was mir immer mehr auf die
Nerven ging, sie redeten nicht miteinander. Alles läuft in ihren
jeweiligen Köpfen ab, sie denken, machen sich Gedanken... teilen das
aber nicht mit dem Partner. Es ist also kein Wunder, dass sich am
Ende ein Streit abzeichnet.
Wir
haben den Ehemann mit wenig Erfahrung, der endlich seine Frau lieben
möchte und seine Ehefrau mit falschen Vorstellungen?! Ist sie prüde,
oder sogar frigide? Warum geht sie die Ehe ein, wenn sie sich vor
jedem männlichen Wesen doch so ekelt?
Ist
es gar keine Liebe? Viele solcher Fragen gingen mir im Kopf herum,
ich muss gestehen, dass mir der arme Mann leid tat. Hat seine Frau
ihn unter falschen Tatsachen und unter anderem Grund in den Ehehafen
gelockt? Ich kann hier schon sagen, nein. Wie sie sich kennenlernen
und verlieben und wie ihre Leben so war, wird in viele Rückblenden
von ihr und ihm erzählt.
Also
geht es hier tatsächlich um Liebe! Beide lieben sich sehr und
ergänzen sich wundervoll, doch die Frau hat ein Geheimnis. Der
Grund, warum sie sich so vor Männer ekelt, ist, dass ihr Vater sie
als Kind missbraucht hat. Ein einschneidendes Erlebnis, das sie nie
jemandem anvertraut hat. (Diese Tatsache wird nur ganz kurz nebenbei
in einer Rückblende geschildert.) Doch nun kann sie es nicht mehr verdrängen und gerät im entscheidenden Moment in Panik und rennt
weg. Er interpretiert das falsch und ... es kommt am Strand zum
Streit, Worte fliegen hin und her, schlimme Dinge werden gesagt. In
diesem Streit gibt es auch einen Moment, wo sie sagt, sie solle sich
doch in Therapie begeben... in dem Moment ein Scherz! Oder doch
nicht? Ein Hilferuf?! In Rage geredet, trennen sie sich wütend und
lassen sich scheiden, ohne dass es nach dem Streit noch zu einer
Unterhaltung gekommen wäre.
Die
beiden Herrschaften machen es sich da einfach. Sie schweigen!!!!
Am
Ende leben beide ein Leben, das ohne den anderen so unausgefüllt und
leer ist und schweigen noch immer.
Fazit:
Es
ist ein gutes Buch, das nachwirken muss. Es ist nicht das beste Buch
von Ian McEwan und doch sehr interessant und auch wieder sehr
tragisch.
3,5
Sterne von mir
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